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Emotionaler Stress: Wie du innere Aufregung verstehst – und dich selbst beruhigst

Aktualisiert: 5. Mai

Es gibt Situationen, die fühlen sich harmlos an – von außen betrachtet.

Ein Gespräch, ein Termin, ein ganz normaler Tag. Doch innerlich beginnt etwas zu vibrieren: dein Herz schlägt schneller, dein Körper reagiert, obwohl du keine echte Gefahr erkennen kannst. Vielleicht spürst du Nervosität, ein unruhiges Gefühl im Bauch, manchmal auch diffuse Schmerzen oder ein Druck in der Brust.

Solche inneren Zustände können überfordern. Vor allem, wenn du dir selbst nicht erklären kannst, warum das gerade passiert. Und doch: Du bist damit nicht allein – und dein Körper ist nicht dein Feind. Wenn du emotionalen Stress besser verstehen möchtest, lohnt es sich, die Sprache deines Körpers ernst zu nehmen.


Warum dein Körper manchmal anders reagiert als dein Kopf

Unser Nervensystem ist ständig damit beschäftigt, unsere Umwelt zu bewerten: Bin ich in Sicherheit oder nicht? Diese Bewertung passiert meist unterhalb der bewussten Wahrnehmung – blitzschnell und emotional gefärbt.


Wissenschaftlich betrachtet ist das limbische System, insbesondere die Amygdala, dafür zuständig, potenzielle Bedrohungen zu erkennen. Dabei orientiert sie sich nicht nur an Fakten, sondern vor allem an Erinnerungen, Erfahrungen und unbewussten Mustern.

Das erklärt, warum manche Situationen starke körperliche Reaktionen auslösen – auch wenn sie objektiv harmlos erscheinen.


Eine Studie der Universität Heidelberg (Rief et al., 2006) zeigt, dass Menschen mit somatoformen Beschwerden oft eine besonders feine Wahrnehmung für Körpersignale haben – gleichzeitig aber Schwierigkeiten, diese Signale emotional einzuordnen. Das kann zu einer Art innerem Alarm führen, der sich nur schwer abschalten lässt.


Emotionale Aufregung ist kein Zeichen von Schwäche

Was du erlebst, ist keine Überempfindlichkeit – sondern eine echte Reaktion deines Körpers auf gefühlte Belastung. Auch, wenn das Umfeld es nicht sieht oder versteht. Gerade bei Menschen, die viel spüren, denken und tragen, zeigen sich solche Spannungen oft in Form von innerer Unruhe oder psychosomatischen Symptomen.

Dein System reagiert – weil es gelernt hat, auf bestimmte Auslöser besonders wachsam zu sein. Und genau dort liegt auch der Schlüssel: Was gelernt wurde, lässt sich auch wieder umlernen.


Ein achtsamer Umgang mit emotionalem Stress kann dir helfen, dein System langfristig zu stabilisieren – ohne Druck, aber mit Klarheit.


Was wirklich hilft, wenn innere Aufregung dich herausfordert


1. Spüren, was da ist – ohne Druck zur Lösung

Der erste Schritt ist oft der schwerste: nicht dagegen ankämpfen. Unsere automatische Reaktion auf innere Unruhe ist häufig Kontrolle oder Vermeidung. Doch genau das kann den inneren Druck erhöhen.

Tipp: Nimm einen Moment bewusst wahr, in dem die Aufregung auftaucht – und erlaube dir, nichts tun zu müssen. Studien zeigen, dass bereits wenige Sekunden bewusster Selbstbeobachtung die Aktivität im präfrontalen Kortex (dem „vernünftigen“ Teil des Gehirns) erhöhen – und damit emotionale Reaktionen dämpfen können.


2. Den Körper mit ins Boot holen

Emotionen entstehen nicht nur im Kopf, sondern zeigen sich im ganzen Körper. Wenn du deinen Körper aktiv mit einbeziehst, kann sich dein inneres Erleben verändern.

Tipp: Beweg dich langsam und bewusst. Rolle deine Schultern, öffne den Brustraum, laufe ein paar Schritte oder strecke deine Arme weit nach oben. Auch eine Hand auf dem Herz oder dem Bauch kann dein System daran erinnern: Ich bin da, ich bin sicher.


Forschungen zur Embodiment-Theorie belegen: Bewegung, Haltung und Körpersprache wirken direkt auf unsere emotionale Verfassung. Selbst kleine Impulse können das vegetative Nervensystem positiv beeinflussen.


3. Atem = Sicherheit

Wenn dein Atem flach wird, reagiert dein System auf Alarm. Du kannst gegensteuern – und damit deinem Körper signalisieren: Es ist okay.

Tipp: Probiere die bewährte 4-7-8-Atmung: Atme 4 Sekunden ein, halte 7 Sekunden, atme 8 Sekunden aus. Wiederhole das 4–5 Mal. Dein Nervensystem reagiert nachweislich auf solche rhythmischen Atemmuster – die Aktivität des Parasympathikus (Ruhemodus) steigt messbar an (vgl. Brown & Gerbarg, 2005).


Schon kleine Schritte können helfen, innere Aufregung zu beruhigen – und wieder mehr in Verbindung mit dir selbst zu kommen.

Wenn du dich intensiver mit dem Thema Selbstregulation im Alltag beschäftigen möchtest, findest du hier fünf sanfte Impulse, um dein Nervensystem gezielt zu beruhigen: Sanft durch den Tag – wie du dein Nervensystem beruhigen kannst


4. Sprich dir gut zu

Unsere inneren Dialoge beeinflussen, wie sicher oder unsicher wir uns fühlen. In belastenden Momenten brauchst du keine Lösung – sondern Selbstzuwendung.

Tipp: Sprich leise oder innerlich Worte wie:

„Ich darf mich gerade so fühlen, wie ich mich fühle.“

„Auch wenn mein Körper reagiert, bin ich sicher.“

„Auch wenn ich mich innerlich unruhig fühle, bin ich okay, so wie ich bin.“


Solche Sätze aktivieren nicht nur deine innere Fürsorge – sie können auch dein Stresssystem beruhigen, ähnlich wie es ein mitfühlender Blick von außen tun würde.


5. Tiefersitzende Auslöser lösen

Wenn sich emotionale Reaktionen immer wieder zeigen oder tief verankert sind, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn viele dieser Reaktionen haben ihren Ursprung in unbewussten Erfahrungen, die dein System als „gefährlich“ abgespeichert hat – selbst wenn sie heute keine reale Bedrohung mehr darstellen. Warum dein Unterbewusstsein dabei eine zentrale Rolle spielt, liest du hier.

Wingwave® kann dabei unterstützen, diese unbewussten emotionalen Auslöser gezielt aufzuspüren und zu lösen. Die Methode kombiniert wissenschaftlich fundierte Elemente aus der Psychologie – wie bilaterale Stimulation, Emotionscoaching und neurobiologische Impulse – um Stress auf tiefer Ebene zu verarbeiten.


Vielleicht sind es auch innere Zweifel, die dich gerade ausbremsen – wie du damit umgehen kannst, liest du hier.


Wenn du dich auf diesem Weg begleiten lassen möchtest, bin ich gern an deiner Seite – mit einem sicheren Raum, einem klaren Blick und einer Methode, die tief wirkt, ohne dich zu überfordern.


Manchmal fühlt sich alles zu viel an – obwohl du nichts falsch gemacht hast. Manchmal reagiert dein Körper, obwohl du dich im Kopf längst sicher fühlst.

Und manchmal ist genau das der Moment, in dem du dir selbst neu begegnen darfst: Sanft. Mutig. Mit dem Vertrauen, dass sich etwas verändern darf.


Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst und spürst, dass du etwas verändern möchtest, darf das der erste Schritt sein.

Du musst nicht alles allein tragen. Vielleicht reicht schon ein Gespräch, um neue Klarheit und Sicherheit zu finden.

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