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Wenn alles ins Wanken gerät: Wie du in Krisen neue Stärke findest


Krisen gehören zum Leben. Ob berufliche Herausforderungen, unerwartete Lebensveränderungen oder persönliche Tiefpunkte – in solchen Momenten fühlen wir uns oft überfordert, unsicher oder sogar verloren. Der Schmerz, den eine Krise mit sich bringt, ist real und kann uns tief erschüttern.

Doch auch wenn sich die Dunkelheit manchmal unüberwindbar anfühlt, ist es wichtig zu wissen: Es geht weiter. Und oft birgt genau diese schwierige Phase eine Chance, innerlich zu wachsen und stärker daraus hervorzugehen.


Warum Krisen Wachstum ermöglichen


Eine Studie des Psychologen Richard Tedeschi von der University of North Carolina zeigt, dass viele Menschen nach schweren Lebenskrisen eine tiefgehende positive Veränderung erfahren. Dieses Phänomen wird als "Posttraumatic Growth" bezeichnet und beschreibt die Fähigkeit, aus schwierigen Erfahrungen neues Selbstbewusstsein, stärkere Beziehungen oder eine klarere Lebensvision zu entwickeln.


Zusätzlich haben Psychologen der University at Buffalo und der University of California Irvine in einer Studie festgestellt, dass Personen, die in der Vergangenheit schwierige Zeiten durchlebt hatten, oft psychisch gesünder und zufriedener waren als jene, die zuvor keine größeren Probleme erfahren hatten.


Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass Krisen uns dazu zwingen, eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Manchmal scheint es sogar, als ob das Leben uns Herausforderungen schickt, damit wir wachsen können.


Die Phasen der Krisenbewältigung


Krisen verlaufen oft in mehreren Phasen, die von der Psychologie umfassend untersucht und dokumentiert wurden. Ein tieferes Verständnis dieser Phasen kann dir helfen, besser mit den Herausforderungen umzugehen und gezielt Schritte in Richtung Bewältigung zu gehen:


  1. Schock und Verleugnung: In der ersten Phase erleben viele Menschen einen Zustand des Schocks. Die Situation erscheint unrealistisch oder unwirklich, und es fällt schwer, sie zu akzeptieren. Studien zeigen, dass dies eine normale Schutzreaktion ist, bei der das Gehirn versucht, den plötzlichen Stress zu verarbeiten und die Intensität der Gefühle abzudämpfen.

  2. Emotionale Reaktion: Sobald der Schock nachlässt, treten oft intensive Gefühle wie Angst, Trauer, Wut oder Schuld auf. Diese Phase wird in der psychologischen Literatur häufig als „Tal der Tränen“ bezeichnet. Laut der Forschung der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross ist es wichtig, diese Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern sie bewusst wahrzunehmen, um sie schrittweise zu verarbeiten.

  3. Neuorientierung: In dieser Phase beginnt das Gehirn, neue Wege zu finden, mit der veränderten Situation umzugehen. Dies kann mit kleinen Entscheidungen oder ersten vorsichtigen Schritten in Richtung Veränderung einhergehen. Psychologische Studien zu Resilienz belegen, dass Menschen in dieser Phase beginnen, innere Ressourcen zu mobilisieren und kreative Lösungen zu entwickeln.

  4. Wachstum: Die abschließende Phase ist gekennzeichnet durch das bewusste Erkennen der Chancen, die aus der Krise entstanden sind. Laut Tedeschi und Calhoun, die das Konzept des posttraumatischen Wachstums entwickelten, berichten viele Menschen in dieser Phase von einem gestärkten Selbstbewusstsein, einer klareren Werteorientierung und einer neuen Lebensvision.


Jede dieser Phasen verläuft individuell und es ist normal, zwischen ihnen hin- und herzuschwanken. Wichtig ist, dass du dir Zeit gibst und dich nicht unter Druck setzt, „schnell“ eine Krise zu bewältigen.


Praktische Tipps, um Krisen als Chance zu nutzen


Hier sind einige erprobte Methoden, die dir helfen können, aus einer Krise gestärkt hervorzugehen:


  1. Gefühle zulassen: Unterdrückte Emotionen verstärken die Krise oft nur. Erlaube dir, Trauer, Angst oder Wut zu fühlen, um sie zu verarbeiten. Schreib deine Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch auf, um Klarheit zu gewinnen.

  2. Gefühle teilen: Sprich mit engen Vertrauten – Freund:innen, Familie oder anderen Personen, denen du vertraust. Studien zeigen, dass das Teilen von Emotionen nicht nur entlastet, sondern auch Verbundenheit schafft und die Resilienz stärkt.

  3. Unterstützung suchen: Wenn die Last zu groß wird, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Coaches oder Therapeut:innen können wertvolle Impulse geben und dich durch diese Phase begleiten.

  4. Die Perspektive wechseln: Stell dir die Frage: Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen? Welche Ressourcen oder Stärken kann ich entwickeln, die mir zukünftig helfen werden?

  5. Achtsamkeit üben: Achtsamkeitstechniken wie Meditation oder Atemübungen können helfen, den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und die innere Ruhe zu bewahren.

  6. Ziele setzen: Selbst kleine, erreichbare Ziele geben Struktur und Orientierung. Sie helfen dir, aktiv zu bleiben und die Kontrolle über dein Leben zurückzugewinnen.

  7. Körperliche Aktivierung: Bewegung - ob Spaziergänge in der Natur, Tanzen oder Sport - reduziert Stress und fördert die Ausschüttung von Endorphinen, die das Wohlbefinden steigern.


Was du aus einer Krise mitnehmen kannst


Auch wenn es schwerfällt, die positiven Aspekte einer Krise zu erkennen, liegt oft eine wertvolle Botschaft in solchen Lebenssituationen verborgen. Eine Krise zeigt uns nicht nur, was uns wirklich wichtig ist, sondern oft auch, wo wir noch Potenzial zum Wachsen haben. Sie legt Bereiche offen, in denen wir uns weiterentwickeln können und gibt uns die Chance, gezielt an diesen Bereichen zu arbeiten und uns weiterzuentwickeln.


Erlaube dir, die schwierigen Gefühle zu durchleben und sie mit Anderen zu teilen. Gleichzeitig kannst du kleine Schritte in Richtung Veränderung gehen. Der Weg ist nicht immer leicht, aber er führt zu mehr Klarheit, innerer Stärke und der Erkenntnis, dass jede Krise auch eine neue Möglichkeit sein kann, dein Leben bewusster zu gestalten.


Glaube daran, dass jede Krise auch die Möglichkeit birgt, neue Kraft zu schöpfen und deinem Leben eine neue Richtung zu geben. Du bist nicht allein, und es gibt Wege, gestärkt aus jeder Herausforderung hervorzugehen.

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